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4 Jahre Nüchternheit und Genesung - und was kommt jetzt?

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  "Be sober - be kind - be brave", diesen dreiteiligen Untertitel habe ich meinem Blog gegeben. Mir hat die Idee gefallen, eine treffende Überschrift für jedes der ersten drei Genesungsjahre darin zu sehen. Heute will ich die Geschichten meiner Münzen feiern und davon erzählen, wie mein nächstes Motto lautet für das neue Jahr meiner Heilungsreise. Die erste Münze bekam ich von meiner ersten AA-Freundin, sie hatte mich freundlich angesprochen und herzlich willkommen geheißen, als ich zum allerersten Mal ein AA-Meeting besucht habe. Hingetrieben hatte mich das Bewusstsein, ohne Selbsthilfegruppe schaffe ich es nie, meine frische und noch stark gefährdete Nüchternheit zu bewahren. Da hatte ich die Behandlung in einer Suchtklinik hinter mir und war ungefähr 100 Tage ohne Alkohol. Hingetrieben hatte mich auch die riesige Angst vor einem Rückfall. Voller Scham saß ich zwischen lauter Menschen, die etwas konnten, das ich erst noch lernen musste: ein Leben ohne Alkohol zu führen. Es

Ein 9. Schritt: nach 15 Jahren Kontaktabbruch bekomme ich meinen Bruder zurück

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Wir sind nur elf Monate auseinander, wir waren als Kinder immer eng miteinander. Wir haben den letzten Willen unserer Mutter gemeinsam durchgesetzt. Wir haben sie bis zu ihrem Tod begleitet. Danach die letzten Dinge für sie getan, und er hat am Schluss das Laken über sie gebreitet. Doch nicht einmal diese gemeinsame Grenzerfahrung konnte verhindern, dass wir uns zwei Jahre später mit solcher Wucht zerstreiten, dass unser Kontakt abbricht und das kalte Schweigen 15 Jahre lang anhält. Heute sind wir liebevoll verbunden, schreiben uns Nachrichten, schicken Fotos, besuchen uns gegenseitig und nehmen liebevoll Anteil an unseren Leben mit Ehepartnern, Kindern, Hunden, Hobbies und Berufen. Mein Bruder ist ein feiner Mensch, und ich genieße jede Zeit mit ihm. Es ist ein Geschenk, ihn und seine Familie wieder in meinem Leben zu haben. Dazwischen liegt eine Wiedergutmachung. Einer der Meilensteine im Zwölf-Schritte-Programm der AA ist der 9. Schritt. Er besagt, wir machen den Schaden wie

Feiern im Kloster - Begegnung mit einer unerwarteten Rückfallgefahr

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Auch im christlichen Kloster wird Alkohol zum Feiern benutzt. Keine Überraschung, solange er als Teil des christlichen Abendmahls zum Gottesdienst gehört. Darum geht es hier nicht. Der Wein, von dem ich spreche, wurde großzügig angeboten und gerne auch nachgeschenkt. Der Wein, von dem ich spreche, war Teil eines Abendessens für die Gäste. Denn der Sonntag in dieser christlichen Kommunität wurde am Samstagabend mit einem Festmahl und Weinbegleitung eingeläutet. Traubensaft gab es auch, aber nur, wenn man sich vor der 40köpfigen Gruppe ausdrücklich dazu bekannte, diesen dem Rotwein vorzuziehen. Darauf war ich als Gast nicht vorbereitet und geriet in einen Hinterhalt. So habe ich es vor kurzem erlebt, als ich zu einem Stillen Wochenende in einem christlichen Kloster war. Mir ist nichts passiert, ich konnte angemessen mit der Situation umgehen und mich als Saftabnehmerin zu erkennen geben. Unmittelbar vor dem Ausschenken fielen die Worte: „Und wer keinen Wein möchte, muss sich nun outen,