Posts

Posts mit dem Label "Angst" werden angezeigt.

Leichtigkeit, Freude und Hoffnung - am Tag nach meinem 5. Schritt

Bild
Mich einem Scan zu unterziehen, in dem es um meine Gefühle geht, möglichst ehrlich, das war die Aufgabe. Meinen Ärger aufzuspüren und meine Ängste, Enttäuschungen, Scham, Verzweiflung, Verwirrung, mein Selbstmitleid und auch, wo ich Schaden angerichtet habe, jemandem ein Leid zufügte. Ich schreibe auf, was ich finde und was mein Anteil daran ist. Und dann suche ich Lösungen. Das nennt man in Zwölfschritteprogrammen den Vierten Schritt. Wenn ich fertig bin, lese ich alles einer Vertrauensperson vor und gebe ihr Raum, sich dazu zu äußern. Dieser Vorgang ist der Fünfte Schritt. Diesen Schritt haben meine Sponsorin und ich gestern gemeinsam unternommen, und es hat vier Stunden gedauert, eine anstrengende und bewegende Zeit für uns beide. Arbeit war das, und sie machte uns beide hungrig und müde. Die fünfte Stunde verbrachte ich mit einem Spaziergang an diesem schönen Ort hier, wo es grün ist und riesige, alte Bäume Schatten und Ruhe spenden. Das Gehen brachte mein Denken in einen guten Flu...

Alkoholikerin - Unwort oder Starthilfe?

Bild
  „Mein Name ist ___________ und ich bin Alkoholikerin!“, so beginnt die klassische Vorstellung in meiner Selbsthilfegruppe. Und sie hat sich eine Zeit lang genau richtig für mich angefühlt. Heute nicht mehr – ich habe ein Problem mit diesem Begriff und mit der Vorstellung, ihn ein Leben lang nicht mehr loszuwerden. Als ich im März 2020 mit dem Trinken aufhörte, begab ich mich in eine Suchtklinik. In der Gruppentherapie sollte man sagen, aus welchem Grund man dort sei. Die gängigen Antworten waren: wegen Alkohol, habe ein Thema mit dem Trinken, bin alkoholabhängig, bin alkoholkrank. Nach meiner Erinnerung nannte sich niemand „Alkoholiker“. Im August desselben Jahres kam ich für eine Intervallbehandlung nochmal zurück in die Klinik. Dieses Mal sagte ich den berühmten Satz. So war es und ich stand dazu. Ich gebe zu, ein Hauch von Arroganz schwang dabei mit. Gelernt hatte ich den Satz in den vier Monaten dazwischen in meiner Selbsthilfegruppe, den Anonymen Alkoholikern. Als ...

Be brave - das dritte Jahr

Sei mutig - ich fürchte das wird ein kurzer Post.  Jetzt bin ich in meinem dritten Jahr der Nüchternheit und versuche, dort entlangzugehen, wo die Angst noch sitzt. Da soll es spannend und lohnenswert sein, hörte ich. Ein Angstmoment kommt mir in den Sinn: Vor vielen Jahren mit der Familie im Kletterpark. Ich stehe auf einer Plattform in 11 Metern Höhe und soll einen großen Schritt machen, um auf die nächste Plattform zu kommen. Ich bin angeseilt und sicher. Theoretisch. Die Familie ist längst weiter. Sie rufen und wollen mich ermuntern. Das Erzürnen klappt besser. Ich sehe den Abgrund unter mir und beschließe, mich nie mehr zu bewegen, nicht einen Millimeter. An mir vorbei ziehen eins nach dem andern gutgelaunte Kinder, höchstens 10 Jahre alt. Keines hat ein Problem mit dem großen Schritt. Nur ich, meine 11 Meter sind eindeutig höher als die 11 Meter der Anderen. Jede Angst lässt irgendwann nach, wenn das Adrenalin alle wird. So kommt auch bei mir der Moment, ich überwinde mich u...