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Mit der Lesebrille fing es an und plötzlich habe ich ein Ersatzteillager - vom Kränkeln, Älterwerden und Schämen

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Im Buchladen stöbern oder in einer schönen Papeterie, mal wieder durch eine Möbelausstellung bummeln oder einen neuen Duft aussuchen... Klingt wunderbar, aber ich werde inzwischen im Sanitätshaus mit Namen angesprochen. Dort tauche ich regelmäßig auf, lege das nächste Rezept vor, entblöße den betroffenen Körperteil zum Maßnehmen und nenne das nächste Ersatzteil mein Eigen. Zum großen Glück habe ich keine lebensbedrohliche Erkrankung. Mich plagen chronisch schmerzhafte Entzündungen, die Gesundheitsmanagement erfordern, mir viel Zeit und Geduld abverlangen und anscheinend meine Übungsfelder für Akzeptanz sind. Denn nichts davon geht mehr weg und alles wird sich mit zunehmendem Alter verschlimmern. Mit gutem Bewegungsfleiß,  bravem Einnehmen der Medikamente und mit dem sachgemäßen Tragen der Ersatzteile kann ich den jetzigen Zustand stabilisieren und möglicherweise anstehende Operationen hinauszögern. Gern sprechen meine Ärzte von Verschleißerscheinungen, je nach ihrem eigenen Geburtsjahr

Kaffeekränzchen auf Zoom - wir feiern meinen dritten Nüchternheitsgeburtstag

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  Neulich an einem Sonntagnachmittag habe ich drei Freundinnen zu einem Damenkränzchen der besonderen Art eingeladen: Ich wollte mit ihnen feiern, dass ich seit drei Jahren ohne Alkohol lebe. Es sind drei wunderbare Frauen aus meiner Selbsthilfegruppe, ebenfalls nüchtern lebend, nur leider mit einem klitzekleinen, geographischen Nachteil behaftet: Sie wohnen in entfernten Winkeln der Republik verstreut und können nicht persönlich auf Kaffee und Kuchen bei mir vorbeikommen. Das macht aber nichts, Zoom ist ja schon erfunden und als fleißige Meetingsbesucherinnen und erfahrene Hostfrauen sind wir mit dem Medium vertraut. Neu ist für uns nur der Einsatz der Technik zum Feiern. Drei Freundinnen und mich dazu macht vier: Vier gut sichtbare, schön große Kacheln auf dem Bildschirm, das sollte passen und zwei Stunden Zeit für uns vier, da sollte genug Raum für unseren Austausch sein. Zur Vorbereitung hatte ich meinen drei Damen eine schöne Einladung und einen Kuchen im Glas geschickt, sodass wi

Tausend Tage nüchtern sein - vom Rettungsschirm zum Lebensstil

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Freiwillig habe ich nicht aufgehört zu trinken. Gezwungen hat mich die Angst, ich könnte alles zerstören und verlieren, was mir lieb und teuer ist: Meine Familie, meine Ehe, meine Arbeit, meinen Lebenssinn, meine Lebensfreude und zum Schluss mich selbst. Den Zeitpunkt, mir und meiner Umgebung einzugestehen, dass ich alkoholabhängig geworden bin, habe ich lange hinausgezögert: Wenn ich den Elefant im Raum beim Namen nenne, muss ich aufhören zu trinken. Jahrelang war ich dazu nicht bereit. Ein Leben ohne Wein war für mich nicht denkbar. Ich wollte weiter trinken: gesellschaftsfähig sein und nicht ausgeschlossen, die Wirkung der ersten Gläser genießen, meinem Verlangen nach Wein nachgeben, mich entspannen, mich belohnen, mich ablenken, betäuben und vergessen. Es ging mir abgrundtief schlecht mit dem Trinken, aber ich hatte keine Vorstellung, wie es ohne Alkohol gehen könnte. Mein Weg in die Nüchternheit begann mit einer Reihe von Bekenntnissen: zuerst gegenüber einer unbekannten Psych

Aus der Werkzeugkiste - Die Dankbarkeitsliste

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  Willst Du glücklicher sein? Dann schreib eine Dankbarkeitsliste, jeden Tag, mindestens 5 Punkte und teile sie mit einem Vertrauensmensch! So geht das Grundrezept. Wenn Du Lust hast auf die Varianten, Begründungen, Erfahrungen und unerwarteten Nebenwirkungen, dann lohnt es sich, weiterzulesen.  Wie man sie schreiben kann   Abends oder morgens, von Hand oder am Handy, das hat den Vorteil des schnellen Teilens mit einem Klick. Ein Video oder eine Audioaufnahme sind schöne Varianten. Am Anfang wusste ich nicht so recht, bei wem ich mich eigentlich bedanke, das gute Gefühl war trotzdem da. Heute ist es meine Vorstellung von Gott. Ich schreibe sie abends am Handy und wenn ich zu müde bin, am nächsten Morgen. Manchmal vergesse ich sie, aber selten. Ich teile meine Liste mit drei Freundinnen und meinem Mann und bekomme deren Listen. So oder ähnlich mache ich das seit fast zwei Jahren. Es gibt viele Varianten. Die richtige erkennen wir daran, dass wir sie tatsächlich Tag für Tag schreib

Wie geht Verzeihen? Teil 1: Mir selbst

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Der achte Schritt im 12-Schritte-Programm der AA besteht daraus, eine Liste der Personen anzufertigen, denen wir Schaden zugefügt haben. Bei Melody Beattie in „Kraft zum Loslassen“ las ich dazu einen unerhörten Vorschlag: Man solle sich selbst auf diese Liste setzen und zwar an erste Stelle, denn man habe sich selbst vermutlich am meisten geschadet. In meinen Augen ist das revolutionär, denn ich war einen traditionellen Weg durch das AA-Programm gegangen. Dort dreht sich viel um das Zertrümmern des Egos. Die Idee, ein gesundes, sich liebendes Selbst aufzubauen, schimmert nach meinem Eindruck dermaßen sanft durch, dass ich sie kaum wahrnehmen kann. Nun bin ich nicht Angehörige oder Freundin von Alkoholkranken für deren Anliegen Beattie ursprünglich schreibt, sondern selbst alkoholabhängig gewesen und habe Menschen verletzt. Am meisten diejenigen, die ich liebe und die mich lieben: Meinen Mann, meine Tochter, meinen Bonus-Sohn, Mitglieder meiner Herkunftsfamilie und engste Freund