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Ein 9. Schritt: nach 15 Jahren Kontaktabbruch bekomme ich meinen Bruder zurück

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Wir sind nur elf Monate auseinander, wir waren als Kinder immer eng miteinander. Wir haben den letzten Willen unserer Mutter gemeinsam durchgesetzt. Wir haben sie bis zu ihrem Tod begleitet. Danach die letzten Dinge für sie getan, und er hat am Schluss das Laken über sie gebreitet. Doch nicht einmal diese gemeinsame Grenzerfahrung konnte verhindern, dass wir uns zwei Jahre später mit solcher Wucht zerstreiten, dass unser Kontakt abbricht und das kalte Schweigen 15 Jahre lang anhält. Heute sind wir liebevoll verbunden, schreiben uns Nachrichten, schicken Fotos, besuchen uns gegenseitig und nehmen liebevoll Anteil an unseren Leben mit Ehepartnern, Kindern, Hunden, Hobbies und Berufen. Mein Bruder ist ein feiner Mensch, und ich genieße jede Zeit mit ihm. Es ist ein Geschenk, ihn und seine Familie wieder in meinem Leben zu haben. Dazwischen liegt eine Wiedergutmachung. Einer der Meilensteine im Zwölf-Schritte-Programm der AA ist der 9. Schritt. Er besagt, wir machen den Schaden wie

Sommerreise durch Südengland Teil 2 - ein Buchladen und ein Frauenmeeting in Bath

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Ich denke, Frauen trinken anders und Frauen genesen anders als Männer. Es gibt viele Themen rund um die Sucht, die frauenspezifisch sind. Auch ich habe in Frauenmeetings den Schutzraum gefunden und geschätzt. Zuerst nur als Zuhörerin, dann noch viel mehr, als ich den Mut fasste, zu teilen und auch heute noch als Sprecherin, wenn ich mich mit meinen Rollen als trinkende Frau, Ehefrau und Mutter auseinandersetze. Alles was uns heute selbstverständlich erscheint, wie Meetings nur für Frauen und Sponsorinnen für Frauen, mussten sich die Pionierinnen in AA erkämpfen. Noch Jahrzehnte danach bohrten hartnäckige Frauen dicke Bretter, um ihre Anliegen vor Ort durchzusetzen. Nicht wenige Männer sahen keinerlei Notwendigkeit dafür - AA ist auch in dieser Hinsicht ein Ausschnitt der Gesellschaft. Auf meiner Heilungsreise gab es auch gute und sehr hilfreiche Erfahrungen in gemischten Meetings, und ich konnte von vielem profitieren, was Männer teilten. Doch der bedeutendste Teil meiner Genesung hat

Durch's Nadelöhr bitte hier entlang - wie ich zu meiner Höheren Macht fand

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  Fred habe ich es zu verdanken: Seine Geschichte hat mein Leben verändert. Fred ist mein Zwilling aus dem Blauen Buch: Ein funktionierender Alkoholiker mit gutem Job und intakter Familie. Ein freundlicher Zeitgenosse, der darauf baut, dass man Probleme mit einer gesunden Mischung aus informiert sein, Willenskraft, Disziplin und Selbsterkenntnis lösen kann, auch sein Alkoholproblem. Freds Mischung führt aber nicht zur Lösung, sondern in einen Rückfall, aus dem er im Krankenhaus wieder aufwacht. Seine Barriere hielt eines Tages einer banalen Gelegenheit zum Trinken nicht stand. Er war auf Geschäftsreise und hatte den Gedanken, ein Cocktail vor dem Essen könne nicht schaden. Es war nicht seine erste Reise, seit er nicht mehr trank und er hatte zuvor schon Alkohol stehenlassen können. Nicht in diesem Augenblick: Er bestellte einen Cocktail und dann noch einen, nichts passierte und er trank weiter, stürzte ab in ein mehrtägiges Saufgelage. Fred erzählt später, er habe nicht einen Moment an

Alkoholikerin - Unwort oder Starthilfe?

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  „Mein Name ist ___________ und ich bin Alkoholikerin!“, so beginnt die klassische Vorstellung in meiner Selbsthilfegruppe. Und sie hat sich eine Zeit lang genau richtig für mich angefühlt. Heute nicht mehr – ich habe ein Problem mit diesem Begriff und mit der Vorstellung, ihn ein Leben lang nicht mehr loszuwerden. Als ich im März 2020 mit dem Trinken aufhörte, begab ich mich in eine Suchtklinik. In der Gruppentherapie sollte man sagen, aus welchem Grund man dort sei. Die gängigen Antworten waren: wegen Alkohol, habe ein Thema mit dem Trinken, bin alkoholabhängig, bin alkoholkrank. Nach meiner Erinnerung nannte sich niemand „Alkoholiker“. Im August desselben Jahres kam ich für eine Intervallbehandlung nochmal zurück in die Klinik. Dieses Mal sagte ich den berühmten Satz. So war es und ich stand dazu. Ich gebe zu, ein Hauch von Arroganz schwang dabei mit. Gelernt hatte ich den Satz in den vier Monaten dazwischen in meiner Selbsthilfegruppe, den Anonymen Alkoholikern. Als ich