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Posts mit dem Label "Anonyme Alkoholiker" werden angezeigt.

Feiern im Kloster - Begegnung mit einer unerwarteten Rückfallgefahr

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Auch im christlichen Kloster wird Alkohol zum Feiern benutzt. Keine Überraschung, solange er als Teil des christlichen Abendmahls zum Gottesdienst gehört. Darum geht es hier nicht. Der Wein, von dem ich spreche, wurde großzügig angeboten und gerne auch nachgeschenkt. Der Wein, von dem ich spreche, war Teil eines Abendessens für die Gäste. Denn der Sonntag in dieser christlichen Kommunität wurde am Samstagabend mit einem Festmahl und Weinbegleitung eingeläutet. Traubensaft gab es auch, aber nur, wenn man sich vor der 40köpfigen Gruppe ausdrücklich dazu bekannte, diesen dem Rotwein vorzuziehen. Darauf war ich als Gast nicht vorbereitet und geriet in einen Hinterhalt. So habe ich es vor kurzem erlebt, als ich zu einem Stillen Wochenende in einem christlichen Kloster war. Mir ist nichts passiert, ich konnte angemessen mit der Situation umgehen und mich als Saftabnehmerin zu erkennen geben. Unmittelbar vor dem Ausschenken fielen die Worte: „Und wer keinen Wein möchte, muss sich nun outen,

Trauriges Echo - Kindheitstrauma und Sucht

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Heute bin ich traurig. Mir geht durch den Kopf, was ich hätte sein können, wer ich hätte werden können und woran es wohl gelegen hat, dass ich es nicht wurde.  Ist das ein Anfall von Selbstmitleid, den ich auf der Stelle mit meinen Werkzeugen aus der Suchtbekämpfung verjagen sollte? Oder ist es gut für mich, wenn ich heute meiner Trauer Raum gebe, mich an die Achtjährige erinnere, die sexuellen Missbrauch erlitten hat und in diesem Alter ihre erste Diät machen musste? Ungern schaue ich mir alte Kinderfotos an, denn es deprimiert mich: Ich sehe meine Geschwister und mich, wir sind noch klein, das ganze Leben liegt vor uns, viele Türen stehen offen. Ich muss daran denken, was alles nicht gut ausgegangen ist.  Ich weiß, was in mir zerbrochen ist und ich kann ahnen, was in ihnen. Bei einem von uns, fürchte ich, ist das Happy End ausgefallen, ich hoffe und bete, nicht endgültig. Gibt es so etwas wie eine normale Kindheit?  Als traumatisch hätte ich meine jedenfalls nicht eingestuft, bis ich

Alkoholikerin - Unwort oder Starthilfe?

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  „Mein Name ist ___________ und ich bin Alkoholikerin!“, so beginnt die klassische Vorstellung in meiner Selbsthilfegruppe. Und sie hat sich eine Zeit lang genau richtig für mich angefühlt. Heute nicht mehr – ich habe ein Problem mit diesem Begriff und mit der Vorstellung, ihn ein Leben lang nicht mehr loszuwerden. Als ich im März 2020 mit dem Trinken aufhörte, begab ich mich in eine Suchtklinik. In der Gruppentherapie sollte man sagen, aus welchem Grund man dort sei. Die gängigen Antworten waren: wegen Alkohol, habe ein Thema mit dem Trinken, bin alkoholabhängig, bin alkoholkrank. Nach meiner Erinnerung nannte sich niemand „Alkoholiker“. Im August desselben Jahres kam ich für eine Intervallbehandlung nochmal zurück in die Klinik. Dieses Mal sagte ich den berühmten Satz. So war es und ich stand dazu. Ich gebe zu, ein Hauch von Arroganz schwang dabei mit. Gelernt hatte ich den Satz in den vier Monaten dazwischen in meiner Selbsthilfegruppe, den Anonymen Alkoholikern. Als ich