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Sich liebevoll von Kindern lösen trotz Alkoholvergangenheit?

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  Dass sich Kinder von ihren Eltern abnabeln, ist klar. Aber gilt das auch umgekehrt? Für mich ist das ein neuer Gedanke, er denkt sich noch ungelenk, doch die neuen Synapsenkontakte blinken schon vielversprechend (wer sich mit Gehirnchemie auskennt, möge bitte großzügig die neurologischen Details überlesen). Er kam mir neulich morgens nach der Lektüre der Tagesmeditation in Melody Beatties: "Kraft zum Loslassen". Sie ist eine zuverlässige Lieferantin neuer Ideen für mich.  In ihrem Text geht es darum, dass wir Eltern uns liebevoll von unseren Kinden lösen und sie ihren eigenen Lernprozessen überlassen können. Konsequent geht Beattie noch einen Schritt weiter und schreibt, wir sollten danach streben, unsere Stärke geltend zu machen als Menschen, die auch Eltern seien. Unsere Kinder haben ihre eigenen Lernprozesse. Mir gefällt der Gedanke, alle Wege der Kinder mit sämtlichen Abbiegungen, ihre bewegten Gefühlswelten mit vielen Aufs und Abs, ihre eigenen Bemühungen und Entsche...

Wie geht Verzeihen? Teil 1: Mir selbst

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Der achte Schritt im 12-Schritte-Programm der AA besteht daraus, eine Liste der Personen anzufertigen, denen wir Schaden zugefügt haben. Bei Melody Beattie in „Kraft zum Loslassen“ las ich dazu einen unerhörten Vorschlag: Man solle sich selbst auf diese Liste setzen und zwar an erste Stelle, denn man habe sich selbst vermutlich am meisten geschadet. In meinen Augen ist das revolutionär, denn ich war einen traditionellen Weg durch das AA-Programm gegangen. Dort dreht sich viel um das Zertrümmern des Egos. Die Idee, ein gesundes, sich liebendes Selbst aufzubauen, schimmert nach meinem Eindruck dermaßen sanft durch, dass ich sie kaum wahrnehmen kann. Nun bin ich nicht Angehörige oder Freundin von Alkoholkranken für deren Anliegen Beattie ursprünglich schreibt, sondern selbst alkoholabhängig gewesen und habe Menschen verletzt. Am meisten diejenigen, die ich liebe und die mich lieben: Meinen Mann, meine Tochter, meinen Bonus-Sohn, Mitglieder meiner Herkunftsfamilie und engste Freund...

Be sober - das erste Jahr

  Be sober - be kind - be brave: Sei nüchtern, sei gütig, sei mutig - diesen Spruch habe ich in einem Interview gehört und auch die Idee, ihn auf die ersten drei Jahre der Abstinenz anzuwenden. In meinem ersten Jahr ging es hauptsächlich um das Nüchternsein In unserem Haus fühlte ich mich sicher, denn es war frei von Alkohol. Bevor ich in die Suchtklinik fuhr, hatte ich alle Flaschen, die ich fand, ausgeschüttet und zum Glascontainer gebracht. Es war befreiend, wie Ausmisten mit Marie Kondo, vielleicht etwas weniger glamourös. Immerhin war es nicht nötig, mich zu fragen, ob meine Weinflaschen mich noch glücklich machten: Das Gegenteil war bewiesen. Doch wenn ich meine Trutzburg verlassen wollte, musste ich Sicherheitsvorkehrungen treffen und zum Beispiel die ersten Einkäufe im Supermarkt  in Begleitung meines Mannes machen. Später in der Selbsthilfegruppe bekam ich mit, dass man sich am Telefon beim Einkaufen begleiten lassen kann. Ich habe auch einmal einer Freundin e...