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Feiern im Kloster - Begegnung mit einer unerwarteten Rückfallgefahr

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Auch im christlichen Kloster wird Alkohol zum Feiern benutzt. Keine Überraschung, solange er als Teil des christlichen Abendmahls zum Gottesdienst gehört. Darum geht es hier nicht. Der Wein, von dem ich spreche, wurde großzügig angeboten und gerne auch nachgeschenkt. Der Wein, von dem ich spreche, war Teil eines Abendessens für die Gäste. Denn der Sonntag in dieser christlichen Kommunität wurde am Samstagabend mit einem Festmahl und Weinbegleitung eingeläutet. Traubensaft gab es auch, aber nur, wenn man sich vor der 40köpfigen Gruppe ausdrücklich dazu bekannte, diesen dem Rotwein vorzuziehen. Darauf war ich als Gast nicht vorbereitet und geriet in einen Hinterhalt. So habe ich es vor kurzem erlebt, als ich zu einem Stillen Wochenende in einem christlichen Kloster war. Mir ist nichts passiert, ich konnte angemessen mit der Situation umgehen und mich als Saftabnehmerin zu erkennen geben. Unmittelbar vor dem Ausschenken fielen die Worte: „Und wer keinen Wein möchte, muss sich nun outen,

Vorher - Nachher - ein Tag heute und ein Tag bevor ich aufhörte, zu trinken

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  Vorher- Nachher-Vergleiche in Zeitschriften habe ich geliebt: Eine Frau im Alltagslook wurde neu eingekleidet, frisiert und perfekt geschminkt. Immer war das Ergebnis eine große Verbesserung und die Glückliche strahlte unglaublich gut aussehend in die Kamera.  Das einfache Prinzip, aus Vorher-Nachher-Vergleichen Aufmerksamkeit und Motivation zu ziehen, funktioniert auch bei mir: Ich vergleiche einen x-beliebigen Tag aus meiner Trinkzeit mit einem x-beliebigen Tag heute und schaue genau hin, was sich verändert hat. Das gibt mir Kraft und Hoffnung, auch wenn der Blick auf meine Trinkerzeit zunächst wehtut. Ein Sonntag vor drei Jahren: Ich will zeitig aufstehen, um den freien Tag für etwas Schönes zu nutzen, aber ich bin nicht hochgekommen. Ich habe Kopfschmerzen und einen schlimmen Kater. Samstags trinke ich mehr, weil ja Wochenende ist und ich den freien Sonntag vor mir habe. Ich bin nicht nur müde, sondern erschöpft, depressiv, voller Scham und Schuld, wieder viel zu viel getrunken z

Wie geht Verzeihen? Teil 2: Meinem alten Arbeitgeber

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  Schon in den ersten zehn Tagen in der Suchtklinik begann ich, mir eine neue Stelle zu suchen.  Meine Therapeutin kam zu dem Schluss, ich würde meine frische  Abstinenz wahrscheinlich nicht halten können, wenn ich nach dem Klinikaufenthalt an meinen alten Arbeitsplatz zurückkehrte.  Ich war nicht nur alkoholabhängig, sondern auch völlig überarbeitet, depressiv und seelisch sehr verletzt. In keinster Weise konnte ich mir vorstellen, dorthin auch nur einen Fuß zurück zu setzen. Die Probleme dort waren die größte Baustelle in meinem Leben, und ich hatte keine günstige Bewältigungsstrategie gelernt. Angst,  Ärger, die Isolation, die Ohnmacht, das zerstörte Selbstwertgefühl, ungerecht behandelt worden zu sein und viele andere zermürbende Gefühle betäubte ich mit Alkohol, jeden Tag, wenn ich von der Arbeit nachhause kam. Ich trank auch zur Entspannung und belohnte mich mit Weißwein dafür, den Arbeitstag hinter mir zu haben. Gegen Ende meines Trinkens brauchte ich keine Gründe mehr, ic

Hitlisten - was ich am Nüchternsein so klasse finde

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      Platz 1: morgens nüchtern aufwachen, kein Kater, auch kein seelischer, kein Filmriss Platz 2: ich kann jederzeit Autofahren und da sein, wenn ich gebraucht werde Platz 3: keinen Stoff besorgen müssen Platz 4: keine leeren Flaschen heimlich entsorgen müssen Platz 5: kein Vertuschen, kein Lügen mehr Platz 6: ein Leben ohne Sucht wird greifbar, 365 Tage Realität ohne Alkohol Platz 7: ich kann wieder schlafen, ein- und durch, das volle Programm Platz 8: ich gewinne Lebenszeit Platz 9: ich habe Gewicht verloren Platz 10: ich kann mein Geld für herrliche andere Sachen ausgeben Diese Liste habe ich aufgestellt, als ich meinen ersten Nüchternheitsgeburtstag feierte. Ich schrieb meiner Therapeutin in der Suchtklinik einen Dankesbrief. Das erste Jahr Genesung nochmal an mir vorbeiziehen zu lassen, hat mich gefreut und bestärkt und mit großer Dankbarkeit erfüllt. Ich denke an die Gipfelfotos von strahlenden Bergsteigerinnen, voller Stolz und Freude - so ähnlich fühlte ic