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Kranksein - mein Schönstes als Kind

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Wenn ich ausreichend krank war, um zuhause bleiben zu dürfen, aber nicht so krank, dass ich gelitten habe. Das war mein Kinderparadies: Keine Schule, mich gemütlich einkuscheln, fast unbegrenzt lesen dürfen und als Krönung mit Zuwendung und feinen Krankenspeisen versorgt werden. Das war immer ein kleines Glas (Orangen waren teuer!) frisch gepresster Saft wegen der Vitamine, ein Grießbrei, weil der besser rutscht, manchmal auch Eis, weil das den Hals kühlt und eine selbstgemachte Fleischbrühe mit Nudeln, weil das kranke Kind Kraft braucht. Der Eingang ins Paradies war eine gründliche Prüfung durch zwei kritische Instanzen. Zuerst befragte mich meine Mutter. Ausgestattet mit einem bewährten Grundvorrat an Misstrauen, wollte sie ausschließen, dass keine anderen Gründe für die Beschwerden vorlagen wie Müdigkeit oder gar Schulunlust. Mit diesem vorläufigen Ergebnis wurde die zweite Instanz hinzugeholt. Ihr oblag das letzte Wort über die Frage, ob das Kind zuhause bleiben und gepflegt werden...

Tausend Tage nüchtern sein - vom Rettungsschirm zum Lebensstil

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Freiwillig habe ich nicht aufgehört zu trinken. Gezwungen hat mich die Angst, ich könnte alles zerstören und verlieren, was mir lieb und teuer ist: Meine Familie, meine Ehe, meine Arbeit, meinen Lebenssinn, meine Lebensfreude und zum Schluss mich selbst. Den Zeitpunkt, mir und meiner Umgebung einzugestehen, dass ich alkoholabhängig geworden bin, habe ich lange hinausgezögert: Wenn ich den Elefant im Raum beim Namen nenne, muss ich aufhören zu trinken. Jahrelang war ich dazu nicht bereit. Ein Leben ohne Wein war für mich nicht denkbar. Ich wollte weiter trinken: gesellschaftsfähig sein und nicht ausgeschlossen, die Wirkung der ersten Gläser genießen, meinem Verlangen nach Wein nachgeben, mich entspannen, mich belohnen, mich ablenken, betäuben und vergessen. Es ging mir abgrundtief schlecht mit dem Trinken, aber ich hatte keine Vorstellung, wie es ohne Alkohol gehen könnte. Mein Weg in die Nüchternheit begann mit einer Reihe von Bekenntnissen: zuerst gegenüber einer unbekannten Psych...