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Vorher - Nachher - ein Tag heute und ein Tag bevor ich aufhörte, zu trinken

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  Vorher- Nachher-Vergleiche in Zeitschriften habe ich geliebt: Eine Frau im Alltagslook wurde neu eingekleidet, frisiert und perfekt geschminkt. Immer war das Ergebnis eine große Verbesserung und die Glückliche strahlte unglaublich gut aussehend in die Kamera.  Das einfache Prinzip, aus Vorher-Nachher-Vergleichen Aufmerksamkeit und Motivation zu ziehen, funktioniert auch bei mir: Ich vergleiche einen x-beliebigen Tag aus meiner Trinkzeit mit einem x-beliebigen Tag heute und schaue genau hin, was sich verändert hat. Das gibt mir Kraft und Hoffnung, auch wenn der Blick auf meine Trinkerzeit zunächst wehtut. Ein Sonntag vor drei Jahren: Ich will zeitig aufstehen, um den freien Tag für etwas Schönes zu nutzen, aber ich bin nicht hochgekommen. Ich habe Kopfschmerzen und einen schlimmen Kater. Samstags trinke ich mehr, weil ja Wochenende ist und ich den freien Sonntag vor mir habe. Ich bin nicht nur müde, sondern erschöpft, depressiv, voller Scham und Schuld, wieder viel zu viel getrunken z

Aus der Werkzeugkiste - Der Liebesbrief

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"Wenn man beim Lesen weinen muss, ist es ein guter Brief", sagt meine Tochter, eine versierte und fleißige Liebesbriefschreiberin und Liebesbriefempfängerin. Sie schreibt ihre von Hand in bestens lesbarer Druckschrift, meistens auf die Rückseite selbst gestalteter Karten. Ich schätze die Möglichkeit des Überarbeitens, deshalb schreibe ich meine am Computer und verschicke sie ausgedruckt. Bei meiner Schrift ist schon das ein Ausdruck von Liebe.  Schon immer habe ich Liebesbriefe geschrieben. Die ersten in der Schreibschrift einer Erstklässlerin waren mit Herzchen verziert und gingen an Opa und Oma. Der romantische Liebesbrief kam später in mein Leben mit allen denkbaren Höhenflügen und Jammertälern. Pubertät und Briefeschreiben war bei mir eine explosive Mischung. Auch der angemessene Umgang mit empfangenen Liebesbriefen war für mich ein Lernprozess mit Kummergarantie auf beiden Seiten. Die Variante ohne Worte, die selbst aufgenommene Kassette mit vielsagender Liedauswahl un

Hitlisten - was ich am Nüchternsein so klasse finde

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      Platz 1: morgens nüchtern aufwachen, kein Kater, auch kein seelischer, kein Filmriss Platz 2: ich kann jederzeit Autofahren und da sein, wenn ich gebraucht werde Platz 3: keinen Stoff besorgen müssen Platz 4: keine leeren Flaschen heimlich entsorgen müssen Platz 5: kein Vertuschen, kein Lügen mehr Platz 6: ein Leben ohne Sucht wird greifbar, 365 Tage Realität ohne Alkohol Platz 7: ich kann wieder schlafen, ein- und durch, das volle Programm Platz 8: ich gewinne Lebenszeit Platz 9: ich habe Gewicht verloren Platz 10: ich kann mein Geld für herrliche andere Sachen ausgeben Diese Liste habe ich aufgestellt, als ich meinen ersten Nüchternheitsgeburtstag feierte. Ich schrieb meiner Therapeutin in der Suchtklinik einen Dankesbrief. Das erste Jahr Genesung nochmal an mir vorbeiziehen zu lassen, hat mich gefreut und bestärkt und mit großer Dankbarkeit erfüllt. Ich denke an die Gipfelfotos von strahlenden Bergsteigerinnen, voller Stolz und Freude - so ähnlich fühlte ic