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Die Qualwahl - eine Freundin wählt, was für mich unwählbar ist

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V erspult, verwirrt, verheddert, so fühle ich mich. Ein Mensch, den ich mag, dessen Weisheit und Güte ich schätze, ein Mensch mit mir im 12-Schritte-Programm, eine Reisegefährtin auf dem Genesungsweg trifft eine Entscheidung, die mich schockiert, mitten ins Herz trifft, verwirrt und in Ratlosigkeit zurücklässt. Meine erste Reaktion war, wir nehmen uns Zeit und lassen uns gegenseitig teilhaben, wie unsere Sichtweisen zustandekamen, die sich im größten denkbaren Widerspruch gegenüberstehen. Dann haben mich meine Gefühle eingeholt, ich musste anfangen, den Schock, die Niedergeschlagenheit und den Ärger zu verdauen. Ich bin in diesen Wochen ohnehin erschöpft und deprimiert. Selbst leichtere Alltagslasten bekommen eine Schwere, die sie nicht von Natur aus haben. Gerade jetzt fehlen mir Seelenruhe und Energie. Meinem Anspruch, einen Dialog zu führen, der ohne Bewertungen auskommt und in den weder Besserwisserei noch selbstgerechte Empörung einfließen, dem kann ich nicht genügen. Das schaffe ...

Der 7. Schritt - wer repariert mich denn jetzt?

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Da ich kein Pannenfahrzeug im Vereinigten Königreich bin, kann ich nicht in einer Wartezone am Straßenrand liegen bleiben und gemütlich auf ein Mechanikerteam warten. Schade eigentlich!   Meine eigenen Pannen und deren Ursachen habe ich in den Schritten 4 und 5 gründlich erforscht, habe Lösungsansätze aufgeschrieben und das alles ehrlich und rückhaltlos mit meiner Sponsorin geteilt.  Im 6. Schritt habe ich meine Bereitschaft für einen tiefgreifenden Wandel gespürt und ausgesprochen. Mir ist klar geworden, dass meine Unzulänglichkeiten nicht einfach verschwinden, nur weil ich bereit bin, sie loszulassen. Und was heißt das überhaupt, das vielzitierte Loslassen? Ich fürchte, das habe ich nie verstanden. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen, mich von unerwünschten Gefühlen, verdrehtem Denken und schädlichen Verhaltensweisen zu befreien. Wenn ich das könnte, hätte ich meine Essstörung schon längst beseitigt.   Im 7. Schritt bitten wir demütig darum, dass Gott unsere Unzulän...

Leichtigkeit, Freude und Hoffnung - am Tag nach meinem 5. Schritt

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Mich einem Scan zu unterziehen, in dem es um meine Gefühle geht, möglichst ehrlich, das war die Aufgabe. Meinen Ärger aufzuspüren und meine Ängste, Enttäuschungen, Scham, Verzweiflung, Verwirrung, mein Selbstmitleid und auch, wo ich Schaden angerichtet habe, jemandem ein Leid zufügte. Ich schreibe auf, was ich finde und was mein Anteil daran ist. Und dann suche ich Lösungen. Das nennt man in Zwölfschritteprogrammen den Vierten Schritt. Wenn ich fertig bin, lese ich alles einer Vertrauensperson vor und gebe ihr Raum, sich dazu zu äußern. Dieser Vorgang ist der Fünfte Schritt. Diesen Schritt haben meine Sponsorin und ich gestern gemeinsam unternommen, und es hat vier Stunden gedauert, eine anstrengende und bewegende Zeit für uns beide. Arbeit war das, und sie machte uns beide hungrig und müde. Die fünfte Stunde verbrachte ich mit einem Spaziergang an diesem schönen Ort hier, wo es grün ist und riesige, alte Bäume Schatten und Ruhe spenden. Das Gehen brachte mein Denken in einen guten Flu...

5. Schritt - Ich mache eine Reise

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Keine touristische, keine, um Verwandte zu besuchen und auch keine berufliche, sondern eine, die im besten Fall eine spirituelle Reise werden könnte. Ich reise zu meiner Sponsorin, um mit ihr den 5. Schritt zu arbeiten. Bei meinem ersten 5. Schritt habe ich meine damalige Sponsorin zu mir nach Hause eingeladen. Ein paar Stunden Zugfahrt, dann war sie da, und wir gingen den großen Schritt gemeinsam. Dieses Mal ist es umgekehrt, und ich fahre hin. Um genau zu sein, ich fliege hin. In die USA, denn dort wohnt sie. Und mein Gedankenkarussell dreht fast durch. Viele meiner Auslöser werden auf einmal gedrückt durch dieses Projekt: Darf man das? Ich will nicht auffallen und schon gar nicht durch Extravaganz. Darf ich das? Nur für mich allein so viel Geld ausgeben? Ist das ein Egotrip? Schaffe ich das ? Alles auf Englisch, dazu noch zwei Inlandsflüge und eine lange Busfahrt, was wenn mein Koffer verloren geht oder ein Anschluss nicht klappt und ich im Nirgendwo strande? Wie wird das? Ich habe ...

Käseknacker im Auto und mein alter Vater im Krankenhaus - wie ich scheiterte, ehrlich zu sein

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  Meine Sponsorinnen in Zwölf-Schritte-Programmen haben Superkäfte.  So kenne ich es von meiner Sponsorin in AA und mache jetzt wieder dieselbe Erfahrung mit meiner neuen Sponsorin in EDA: Kraft ihres Amtes genesen wir nur, wenn wir ehrlich zu ihnen sind und Kraft der Höheren Macht sind sie gütig und liebevoll und unterstützen uns genau darin: ehrlich zu sein mit uns und den anderen. Ihre Gegenspieler sind meine Ängste, Scham, mangelndes Vertrauen und meine mächtigen Glaubenssätze, deren Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist, obwohl sie sehr alt sind. Ich hatte ein Gespräch mit meiner Sponsorin rund um den Ersten der Zwölf Schritte, bei dem es darum geht, die eigene Machtlosigkeit gegenüber der Ess-Störung zuzugeben und darüber hinaus einzuräumen, dass wir unser Leben nicht mehr im Griff haben. Damit ist gemeint, dass wir in Zusammenhang mit der Sucht Verhaltensweisen an den Tag legen, die ungesund sind, nicht unseren Werten entsprechen, Beziehungen belasten oder anderwe...

4 Jahre Nüchternheit und Genesung - und was kommt jetzt?

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  "Be sober - be kind - be brave", diesen dreiteiligen Untertitel habe ich meinem Blog gegeben. Mir hat die Idee gefallen, eine treffende Überschrift für jedes der ersten drei Genesungsjahre darin zu sehen. Heute will ich die Geschichten meiner Münzen feiern und davon erzählen, wie mein nächstes Motto lautet für das neue Jahr meiner Heilungsreise. Die erste Münze bekam ich von meiner ersten AA-Freundin, sie hatte mich freundlich angesprochen und herzlich willkommen geheißen, als ich zum allerersten Mal ein AA-Meeting besucht habe. Hingetrieben hatte mich das Bewusstsein, ohne Selbsthilfegruppe schaffe ich es nie, meine frische und noch stark gefährdete Nüchternheit zu bewahren. Da hatte ich die Behandlung in einer Suchtklinik hinter mir und war ungefähr 100 Tage ohne Alkohol. Hingetrieben hatte mich auch die riesige Angst vor einem Rückfall. Voller Scham saß ich zwischen lauter Menschen, die etwas konnten, das ich erst noch lernen musste: ein Leben ohne Alkohol zu führen. Es ...