Posts

Posts mit dem Label "trinkende Mutter" werden angezeigt.

Sommerreise durch Südengland Teil 2 - ein Buchladen und ein Frauenmeeting in Bath

Bild
Ich denke, Frauen trinken anders und Frauen genesen anders als Männer. Es gibt viele Themen rund um die Sucht, die frauenspezifisch sind. Auch ich habe in Frauenmeetings den Schutzraum gefunden und geschätzt. Zuerst nur als Zuhörerin, dann noch viel mehr, als ich den Mut fasste, zu teilen und auch heute noch als Sprecherin, wenn ich mich mit meinen Rollen als trinkende Frau, Ehefrau und Mutter auseinandersetze. Alles was uns heute selbstverständlich erscheint, wie Meetings nur für Frauen und Sponsorinnen für Frauen, mussten sich die Pionierinnen in AA erkämpfen. Noch Jahrzehnte danach bohrten hartnäckige Frauen dicke Bretter, um ihre Anliegen vor Ort durchzusetzen. Nicht wenige Männer sahen keinerlei Notwendigkeit dafür - AA ist auch in dieser Hinsicht ein Ausschnitt der Gesellschaft. Auf meiner Heilungsreise gab es auch gute und sehr hilfreiche Erfahrungen in gemischten Meetings, und ich konnte von vielem profitieren, was Männer teilten. Doch der bedeutendste Teil meiner Genesung hat

Wie geht Verzeihen? Teil 3: Meiner Mutter

Bild
  Liebe Mama, heute wäre Dein Geburtstag, und Du wärst 82 Jahre alt. Kaum vorstellbar für mich, denn in meiner Erinnerung bist Du nicht viel älter als ich heute bin, wenn ich an die letzten Momente Deines Lebens denke: Meine Hand liegt unter Deiner. Du machst immer längere Pausen zwischen Deinen Atemzügen. Dann kommt keiner mehr. Es ist vorbei – Du hast es geschafft.  Oliver und Sabine sind bei mir. Still bleiben wir an Deinem Bett sitzen. Mir kommt es vor, als ließen wir Deine Seele ziehen. Wir lassen die Zeit stillstehen und geben erst eine Stunde später dem Personal Bescheid. Wir drei sind es, die Dich entkleiden und waschen, letzte, liebevolle Berührungen. Es ist tief in der Nacht, als Oliver das Laken über Dich breitet und zum Schluss mit großer Zartheit Dein Gesicht bedeckt. Ein paar Wochen später setzen wir Deine Asche im Friedwald bei, ein Wunsch von Dir. Es entsteht ein entzückendes Foto: Deine drei Enkelkinder sitzen aufgereiht auf Olivers altem Motorrad und blicken kess

Zugehört – jeder Mensch sollte eine Hedwig in seinem Leben haben

Bild
Meiner Freundin Hedwig höre ich einmal in der Woche am Telefon zu und sie mir. Neben dem Austausch von Neuigkeiten in unseren Familien, geht es vor allem um unsere Genesungsfortschritte. Wir sind Reisegefährtinnen und begleiten die Heilungsreise der anderen mit Zuhören, Nachfragen, Anteil nehmen und Dankbarkeitslisten teilen. Wir können zusammen lachen und auch mal traurig sein. Wir sind füreinander da, und sie steht auf meiner kurzen Liste von Menschen, die ich mitten in der Nacht anrufen würde, wenn ich Angst habe oder es mir schlecht geht. Ihr kann ich selbst meine peinlichen Gefühle zeigen, und sie ist gut darin, meine verknoteten Gedanken ordentlich aufzudröseln. Wir kennen uns aus der Selbsthilfegruppe und sind beide dankbar und glücklich über unser Leben ohne Alkohol. Beide beschäftigen wir uns mit Spiritualität. Wir versuchen, unsere täglichen Routinen lebendig zu erhalten. Wir denken nach und wir versuchen die 12 Schritte des Programms in unserem täglichen Leben anzuwenden. Da

Sich liebevoll von Kindern lösen trotz Alkoholvergangenheit?

Bild
  Dass sich Kinder von ihren Eltern abnabeln, ist klar. Aber gilt das auch umgekehrt? Für mich ist das ein neuer Gedanke, er denkt sich noch ungelenk, doch die neuen Synapsenkontakte blinken schon vielversprechend (wer sich mit Gehirnchemie auskennt, möge bitte großzügig die neurologischen Details überlesen). Er kam mir neulich morgens nach der Lektüre der Tagesmeditation in Melody Beatties: "Kraft zum Loslassen". Sie ist eine zuverlässige Lieferantin neuer Ideen für mich.  In ihrem Text geht es darum, dass wir Eltern uns liebevoll von unseren Kinden lösen und sie ihren eigenen Lernprozessen überlassen können. Konsequent geht Beattie noch einen Schritt weiter und schreibt, wir sollten danach streben, unsere Stärke geltend zu machen als Menschen, die auch Eltern seien. Unsere Kinder haben ihre eigenen Lernprozesse. Mir gefällt der Gedanke, alle Wege der Kinder mit sämtlichen Abbiegungen, ihre bewegten Gefühlswelten mit vielen Aufs und Abs, ihre eigenen Bemühungen und Entsche

Tag 858 – seit zwei Jahren und 128 Tagen bin ich ohne Alkohol. Ich habe aufgehört zu trinken und wieder angefangen zu leben.

Bild
Kuss, Piepsi und Twowayprayer - so beginnt mein Tag heute: Mein Mann liegt neben mir und begrüßt mich. Mein Jeden-Morgen-Wunder, denn Weitertrinken hätte irgendwann meine Ehe zerstört.  Piepsi wohnt auf der anderen Seite des Bettes, weil ich mich konsequent um meinen Körper kümmere. Mein Disziplin-Wunder, selten habe ich etwas Gesundes Tag für Tag durchgezogen. Das Twowayprayer ist meine Art, mich mit dem Universum, meiner Höheren Macht, meiner Idee von Gott zu verbinden und mich auf den neuen Tag auszurichten. Mein Kraft-Wunder, unerwartet und wirksam. Piepsi, d iesen albernen aber sprechenden Namen habe ich einem kleinen Gerät gegeben. An dessen Kabelende sitzt ein weiches Mundstück. Das stülpe ich zuerst über die obere Zahnreihe und dann über die untere. Es wird warm und soll meine Zähne dazu bewegen, sich schneller zu bewegen und meine kieferorthopädische Behandlung beschleunigen. 6 Minuten oben und 6 Minuten unten morgens und abends mit Piepsi, der das Ende einer Arbeitseinheit