Posts

Posts mit dem Label "inneres Kind" werden angezeigt.

Immer schön auf Abstand - Mein inneres Kind und ich

Bild
Mein inneres Kind zu umarmen, das sei die nächste Stufe, erklärt mir meine Therapeutin. Ich habe das Gefühl, das könnte ein längerer Weg werden und bin ratlos, wie ich ihn finden kann und unsicher, ob ich das möchte: Die Idee, meinem verletzten, traurigen und wütenden inneren Kind zu begegnen macht mir Angst. Am meisten fürchte ich den völligen Kontrollverlust, wenn ich dieses unberechenbare Wesen in mir freilasse.  Kontrollverlust ist der pure, alles Lebendige erstickende Horror für mich: Als Kind habe ich ihn erlebt durch gewalttätige, sexuell übergriffige und nicht beschützende Erwachsene. Als Patientin im Krankenhaus, wenn ich durch Unfall und schwere Krankheit vollkommen auf fremde Hilfe angewiesen war. Als Alkoholabhängige erlebte ich Kontrollverluste als schlimme und wiederkehrende Folge meiner Sucht, wenn ich nicht mehr wusste, was ich getan, gesagt oder betrunken jemandem geschrieben hatte. Wenn ich mich so benahm, wie Betrunkene es tun: aggressiv oder gleichgültig, hemmungslo

Trauriges Echo - Kindheitstrauma und Sucht

Bild
Heute bin ich traurig. Mir geht durch den Kopf, was ich hätte sein können, wer ich hätte werden können und woran es wohl gelegen hat, dass ich es nicht wurde.  Ist das ein Anfall von Selbstmitleid, den ich auf der Stelle mit meinen Werkzeugen aus der Suchtbekämpfung verjagen sollte? Oder ist es gut für mich, wenn ich heute meiner Trauer Raum gebe, mich an die Achtjährige erinnere, die sexuellen Missbrauch erlitten hat und in diesem Alter ihre erste Diät machen musste? Ungern schaue ich mir alte Kinderfotos an, denn es deprimiert mich: Ich sehe meine Geschwister und mich, wir sind noch klein, das ganze Leben liegt vor uns, viele Türen stehen offen. Ich muss daran denken, was alles nicht gut ausgegangen ist.  Ich weiß, was in mir zerbrochen ist und ich kann ahnen, was in ihnen. Bei einem von uns, fürchte ich, ist das Happy End ausgefallen, ich hoffe und bete, nicht endgültig. Gibt es so etwas wie eine normale Kindheit?  Als traumatisch hätte ich meine jedenfalls nicht eingestuft, bis ich

Drittes Weihnachten - nüchtern betrachtet

Bild
  Alkohol ist mein geringstes Problem: Weihnachten stresst mich. Nicht weil ich Vorweihnachtsstress mit Geschenkefinden hätte oder einen Marathon an Weihnachtsfeiern bewältigen müsste. Auch nicht weil das Kind als Engel oder Schaf im Krippenspiel mitwirkt. Auch nicht, weil Kinderübergaben in der Patchworkfamilie durchzustehen sind. Die haben wir hinter uns - Gott sei Dank! Nein, ich habe Weihnachtsstress, weil ich meine Erwartungen nicht loslassen kann: E s soll schön sein und festlich mit Deko und gutem Essen. Alle sollen sich wohlfühlen, die Kinder sollen auch Zeit miteinander verbringen und ohne uns. Jedes Familienmitglied soll die perfekte Balance erleben zwischen Zeit für sich selbst aber auch genug Zeit mit der ganzen Familie und für gemeinsame Aktivitäten. Ähnliches gilt auch für die Besuche der weiteren Verwandschaft: Alles schön, alles gut, alle glücklich. Wenn ich das so schreibe, fühlt es sich an, als hätte ich Rollen in einem Edekaweihnachtsfilm verteilt, und ich muss lache