Aus der Werkzeugkiste - Die Dankbarkeitsliste

 

Willst Du glücklicher sein? Dann schreib eine Dankbarkeitsliste, jeden Tag, mindestens 5 Punkte und teile sie mit einem Vertrauensmensch! So geht das Grundrezept. Wenn Du Lust hast auf die Varianten, Begründungen, Erfahrungen und unerwarteten Nebenwirkungen, dann lohnt es sich, weiterzulesen. 

Wie man sie schreiben kann

 

Abends oder morgens, von Hand oder am Handy, das hat den Vorteil des schnellen Teilens mit einem Klick. Ein Video oder eine Audioaufnahme sind schöne Varianten. Am Anfang wusste ich nicht so recht, bei wem ich mich eigentlich bedanke, das gute Gefühl war trotzdem da. Heute ist es meine Vorstellung von Gott.

Ich schreibe sie abends am Handy und wenn ich zu müde bin, am nächsten Morgen. Manchmal vergesse ich sie, aber selten. Ich teile meine Liste mit drei Freundinnen und meinem Mann und bekomme deren Listen. So oder ähnlich mache ich das seit fast zwei Jahren. Es gibt viele Varianten. Die richtige erkennen wir daran, dass wir sie tatsächlich Tag für Tag schreiben.

Gute Gründe und ihre wissenschaftliche Bestätigung

 

Dankbare Menschen sind glücklicher und weniger depressiv.

Sie leiden weniger unter Stress.

Sie sind zufriedener mit ihrem Leben und ihren sozialen Beziehungen.

Sie haben mehr Kontrolle über ihr persönliches Wachstum, ihren Lebenssinn und ihr Selbstwertgefühl.

Sie kommen besser mit den Schwierigkeiten des Lebens klar. Sie bitten eher um Hilfe und sie haben mehr Vertrauen darin, ihre Probleme meistern zu können.

Sie wachsen anhand dieser Erfahrungen und verwenden mehr Zeit darauf, Lösungen für Probleme zu finden.

Dankbare Menschen haben weniger negative Bewältigungsstrategien als da sind: das Problem kleinreden, die Schuld bei sich suchen oder den Gebrauch von Drogen (Alkohol inklusive).

Sie schlafen besser, man vermutet, weil sie weniger negative und mehr positive Gedanken vor dem Einschlafen haben.

Noch Fragen?

Diese Auflistung stammt aus einem Wikipedia-Artikel zum Thema Dankbarkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Dankbarkeit#Empirische_Ergebnisse). 

Das Schreiben einer Liste war in einer Studie das wirksamste Mittel für das subjektive Glücksempfinden mit dem größten Langzeiteffekt. Es war so wirksam, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ein Dankbarkeitstagebuch mit drei Punkten führten, nach Ende der Studie gar nicht mehr aufhören wollten. Sie sollten es nur eine Woche machen, schrieben ihr Tagebuch aber noch lange danach weiter.

 

Meine Erfahrungen

 

Mir hilft diese Liste gegen Selbstmitleid oder übertriebene Selbstkritik. Ich kann mich besser freuen über alles, was ich habe und bin geduldiger mit mir selbst. Noch nie hatte ich Mühe, die fünf Punkte Minimum zu finden, eher muss ich mich darin üben, nur das Wesentliche aufzuschreiben.

Ich schlafe viel besser, weil es meine Seele beruhigt, wenn meine letzten Gedanken des Tages positiv sind.

Auch alle anderen Punkte aus der Wikipedia-Liste treffen auf mich zu. Schon in meiner Suchtklinik wurde die Möglichkeit eines Dankbarkeitstagebuchs angesprochen. Doch erst später, als ich begann, das 12-Schritte-Programm zu arbeiten, fing ich an, täglich meine Liste zu schreiben und sie zu teilen. Auch in anderen Programmen für ein nüchternes Leben findet sich dieses Werkzeug, es ist einfach und wirksam und deshalb weit verbreitet.

Das Teilen finde ich sehr hilfreich: Es hilft mir, mich zu disziplinieren, weil ich mich zur „Lieferung“ verpflichtet habe und es nährt die aufrichtigen Verbindungen zwischen uns, weil es auf Vertrauen und Diskretion basiert. Es fördert meine Schreibkultur, weil ich beim Schreiben weiß, die Liste wird gelesen und da will ich nicht schwafeln.

Meine Freundinnen und ich haben vereinbart, wir kommentieren unsere Listen nicht. Das hat sich bewährt. Aber es spricht nichts dagegen, besondere Anlässe, seien es traurige oder fröhliche anzusprechen oder auch nachzufragen, wie es geht, denn unsere Lebensprobleme tauchen in den Listen auf. Zum Beispiel habe ich mich bedankt, dass ich wieder Kontakt zu meinem Bruder habe, mit dem viele Jahre Funkstille herrschte. In der Liste einer Freundin konnte ich lesen, sie bedankt sich für eine Vorsorgeuntersuchung, die ohne Befund war.

 

Unerwartete Nebenwirkungen der Dankbarkeitsliste

 

Sie ist ansteckend: Mein Mann und meine Tochter schreiben auch eine, seit sie gesehen haben, wie gut mir das tut. Meine Tochter teilt ihre Liste mit ihrer besten Freundin und diese mit ihr.

 

Sie ist informativ: Auf diese Weise bekomme ich viel aus dem Leben meiner Freundinnen mit und kann ihre positiven Entwicklungen mitverfolgen.

 

Sie ist dokumentarisch: Durch die Schriftform bleibt sie erhalten, und wenn ich meine alten Listen lese, sehe ich, was sich alles entfaltet hat und kann zurückblicken auf die Stationen meiner Genesungsreise und die meiner Freundinnen. Das ist wie salzige Butter auf frischem Brot und macht mir Freude und gibt mir Kraft.

 

Sie ist verbindend: Keine meiner „Listenfreundinnen“ wohnt in meiner Nähe. Aber die Listen tragen dazu bei, dass ich mich ihnen nahe fühle, egal wie weit weg sie sind.

 

Ich danke Dir für’s Lesen und freue mich, wenn Du wiederkommst. 

 

Alles Liebe und Gute

Juna

 

PS: Nicht die Glücklichen sind dankbar.
Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.

Francis Bacon 

Kommentare

  1. Vielen Dank für Eure lieben Kommentare, die mich auf anderen Kanälen erreicht haben, besonders schön, dass mir eine Freundin spontan ihre eigene Liste von gestern geschickt hat. Danke für Dein Vertrauen! Einige von Euch fühlen sich angeregt, die Dankbarkeitsliste mal auszuprobieren oder wieder mit dem Schreiben anzufangen. Das freut mich sehr! Liebe Grüße

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  2. Und auch ich lasse mich dadurch wieder anregen, liebe Juna, meine Dankbarkeitsliste zu schreiben. Eine ganze Weile habe ich sie regelmäßig verfasst. Meist saß ich dabei an meinem Schreibtisch. Anfangs noch mit den Anstrengungen von einem langen Tag. Alles war leicht verspannt. Dann fing ich an zu schreiben, all die Dinge niederzuschreiben, die mich an diesem Tag dankbar sein ließen. Und siehe da: mein Gesicht entspannte sich, ich spürte mein Lächeln und ein wohliges Gefühl im ganzen Körper. Dieses gute Gefühl habe ich dann mit in die Nacht genommen.
    Daher kann ich nur bestätigen, dass die Dankbarkeitsliste auch mich glücklicher gemacht hat. Und ab heute Abend wird sie das auch wieder tun. Vielen Dank für diesen Impuls.

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  3. Liebe Juna! Wieder einmal ein großes Dankeschön für Deinen Text. Auch ich schreibe (fast) täglich meine Dankbarkeitsliste. Anfangs musste ich schon überlegen, was drauf sollte. Einige Dinge kamen mir zu profan vor, nicht erwähnenswert. Nach fast zwei Jahren gibt es bei meiner Dankbarkeitsliste eine gute Mischung von wichtigen und eher alltäglichen Dingen. Das schöne ist, dass es kein richtig oder falsch gibt. Ich weiß, dass mein " trockenes" Leben viel weniger wertschätzend ohne die tägliche Dankbarkeitsliste wäre. LG hage-dorni

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  4. Liebe Juna, ich teile meine Dankbarkeitsliste seit ca. 6 Monaten mit einer AA Freundin und in unserer „Family“. Beim durchlesen der Listen von anderen Frauen wir mir ganz oft bewusst, das ich viele Dinge als selbstverständlich hinnehme und es ist für mich eine unglaubliche Inspiration, dadurch meine Wahrnehmung auf täglich gelebtes und oft nicht beachtetes, zu lenken. LG, S. Vienna

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